Die Synod von Whitby: Konflikt zwischen Römischer und Keltischer Kirche im 7. Jahrhundert
Die angelsächsische Periode war eine Zeit des Wandels und der Herausforderungen für die Insel Britannien. Nach dem Rückzug der Römer im frühen 5. Jahrhundert stürzten sich germanische Stämme auf die britischen Inseln, wodurch ein kultureller Schmelztiegel entstand. Neben politischen Veränderungen und dem Aufstieg neuer Königreiche spielte die Einführung des Christentums eine Schlüsselrolle in dieser Epoche. Die
Synod von Whitby, ein historisches Treffen im Jahr 664 n. Chr., markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung des christlichen Glaubens auf der Insel, da sie die religiösen und kulturellen Differenzen zwischen den angelsächsischen Königreichen verdeutlichte.
Der Hintergrund der Synod: Römische Tradition gegen Keltische Praxis
Im 7. Jahrhundert existierten in Britannien zwei getrennte Strömungen des Christentums. Im Süden und Osten, wo sich die Macht der Angelsachsen ausbreitete, hatte sich das römisch-katholische Christentum etabliert, das von Missionaren wie Augustinus von Canterbury eingeführt worden war.
Im Norden und Westen hingegen dominierte die keltische Kirche. Diese Tradition, welche ihren Ursprung in Irland und Schottland hatte, besaß eigene Rituale, Liturgie und Berechnungen des Osterfestes.
Diese religiösen Unterschiede führten zu Spannungen zwischen den angelsächsischen Königen. König Oswiu von Northumbria, der dem römischen Christentum anhing, wünschte eine einheitliche Kirche unter seiner Herrschaft.
Die Synod von Whitby: Ein Konflikt über die Osterserie
Im Jahr 664 n. Chr. wurde die Synod von Whitby einberufen. Sie diente dazu, den Streit zwischen der römisch-katholischen und keltischen Kirche zu schlichten. Der Hauptstreitpunkt war die Berechnung des Osterfestes: Die Keltische Kirche feierte Ostern nach einem anderen Kalender als die römische Kirche.
Oswiu, der durch seine Heirat mit einer Tochter des irischen Königs eine Verbindung zur keltischen Tradition hatte, hörte beide Seiten an. Wichtige Persönlichkeiten wie Bischof Colman von Lindisfarne (Vertreter der keltischen Kirche) und Bischof Wilfrid (ein Befürworter des römischen Ritus) führten leidenschaftliche Debatten.
Die Entscheidung für Rom: Ein Wendepunkt für Britannien Nach intensiven Diskussionen entschied sich König Oswiu für die römisch-katholische Tradition, obwohl er selbst keltische Wurzeln hatte.
Die Konsequenzen dieser Entscheidung waren weitreichend. Sie führte zur Vereinheitlichung des christlichen Glaubens in England und stärkte die politischen Verbindungen zu Rom. Die keltische Kirche wurde im Laufe der Zeit immer mehr assimiliert und verlor ihre Eigenständigkeit.
Langfristige Folgen der Synod von Whitby: Eine neue Ära für Britannien Die Synod von Whitby markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des britischen Christentums. Sie führte zur
- Etablierung einer einheitlichen Kirche: Das römische Christentum setzte sich als
vorherrschende Konfession durch, wodurch die religiöse Landschaft Englands
vereinfacht wurde.
- Stärkung der politischen Macht: Die Entscheidung für Rom
bedeutete eine Stärkung der politischen Verbindungen zu den fränkischen Königen und
zur Kirche in Rom.
- Veränderung des kulturellen Lebens: Die römische Tradition beeinflusste nicht nur das
religiöse Leben, sondern auch Kunst, Architektur und Literatur in Britannien
- Auslöser für die Missionierung: Die Vereinheitlichung des Christentums
schaffte eine stabile Grundlage für weitere Missionierungsaktivitäten.
Die Synod von Whitby war mehr als ein bloßer Streit über den Termin
des Osterfestes. Sie symbolisierte den Beginn einer neuen Ära, in der sich Britannien
durch die Christianisierung und den politischen Wandel weiterentwickelte.